[Neue Recherche] Chinesischer Selbstversorger-Gartenbau und landwirtschaftliche Strukturen in China

Symbolbild Chinesischer Gartenbau

Zählpixel Heute wissen wir hier in Deutschland und der westlichen Welt relativ viel über gartenbauliche Praktiken Afrika, Amerika, Südostasien oder Japan. Obwohl ich schon tiefer ergehende Recherchen zum Gartenbau in China unternommen habe, etwa zu Thema der Kultur von Monoknoblauch oder zum Biointensiven Gartenbau nach John Jeavons (GROW BIOINTENSIVE) -- dazu unten mehr [1] -- sind meine Kenntnisse zum chinesischen Gartenbau, bzw. Selbstversorger-Gartenbau ziemlich dünn.
Allerdings steht uns mittlerweile durch YouTube und Co. etliches authentisches Infomaterial durch Videoblogger und Videokünstler zur Verfügung, welches ich nicht hoch genug schätzen mag. Wertvoll ist es vor allem wenn man über alle die gartenbaulichen Techniken bescheid weiß uns sie in den Videos analysieren kann.

Video-Kanal "China Country Live"

Schöne Beispiele für meine Video-Recherchen habe ich auf dem Kanal China Country Life @chinacountrylife gefunden, derzeit (12.11.2024) mit 107.000 Abonnenten und 484 Videos. Die Autorenschaft ist anonym. Es ist bekannt, dass diese Kanäle in der Regel aus ländlichen Regionen Chinas stammen, oft aus Provinzen wie Sichuan, Yunnan, oder Guangxi, die für ihre ländlichen Landschaften und traditionellen Lebensweisen bekannt sind.


https://www.youtube.com/watch?v=pOKce6xyvZk
Beliebtestes gesundes chinesisches Gemüse | Traditionelles Landleben; 15.09.2024

Notizen zum Video

Die Besonderheiten im Video, welches ein dörfliches Leben zeigt, sind 

  • die Beetgrößen und Anbaumengen an Gemüse im vorgestellten Selbstversorgergarten und 
  • die Gemüsearten -- es sind wenige, aber funktionierende Arten, die sichere Erträge liefern.
  • Man erntet hier im März (?) auch junge Blätter-Triebspitzen von gesäten Erbsen. Ich werde es nachmachen.

Interessant ist, dass nicht nur der Garten gezeigt wird, sondern vordergründig die Zubereitung der Gemüse.

Hier wiederum möchte ich darauf aufmerksam machen, dass dort, wo sehr viel Gemüse auf den Tisch kommt (in Ostasien allgemein) auch immer viel Fett zum Einsatz kommt. Hier im Video ist es für das recht heiße anbraten des Gemüses im Wok-Ofen offensichtlich Schweinefett. Schweinefett (Schmalz), hat einen Rauchpunkt von etwa 180-190 °C, wodurch diese Art der Zubereitung meiner Ansicht nach gesund für die Ernährung bleibt, wenn wir bedenken, wie oft Pflanzenöle bei uns in der Pfanne zu hoch erhitzt werden (Bildung von Transfetten).
In Sachen Ressourcenverbrauch halte ich die Haltung von Schweinen auch für die Fettgewinnung (wie bei uns im Mittelalter) im Bereich der Subsistenzwirtschaft für äußerst effektiv.
  1. Zum einen fällt in einer kleinen Landwirtschaft und Gartenbauwirtschaft immer auch reichlich Schweinefutter an.
  2. Zum anderen gibt es keinen besonderen Verarbeitungsprozess, bis das Fett in der Küche verwendet werden kann. (Umweltschonend, Ressourcenschonend)

Man möge vergleichsweise den Herstellungsprozess von Pflanzenöl und Margarine im Auge behalten.

Die Bedeutung von Ölen und Fetten im Selbstversorger-Haushalt, habe ich im folgenden Blog-Artikel thematisiert: Notvorrat für den Prepper-Haushalt. Was hat das mit Auberginen, Öl und Butter zu tun?

Chao Lu, chinesischer Wok-Küchenofen (Wok-Herd)

Im Video ist ein traditioneller gemauerter chinesischer Wok-Küchenofen zu sehen. Er wird „Chao Lu“ (炒炉) oder auch „Chao Kang“ (炒灶) genannt. Diese Begriffe bedeuten wörtlich „Wok-Herd“ oder „Wok-Ofen“.
Ein typischer gemauerter Wok-Ofen hat
  • Runde Öffnungen, die den Wok halten und optimal erhitzen,
  • Einen Holz- oder Kohlebefeuerten Feuerraum darunter, wodurch sich eine hohe und gleichmäßige Hitze entwickelt, die ideal zum schnellen Anbraten ist.
Diese traditionellen Küchenherde sind besonders im ländlichen China beliebt und ermöglichen eine intensive Hitzeentwicklung, die für die traditionelle chinesische Küche erforderlich ist.

Kleinteilige Landwirtschaft in Sichuan

Eine Besonderheit in China ist es, dass man dort noch oft eine kleinteilige Landwirtschaft vorfindet, die vor allem gartenbaulich Gewichtet ist. Die Google-Karte zeigt dies recht eindrücklich. Ebenso die Verbindung mit Teichwirtschaft, was an den zahlreichen Fischteichen auf der Karte zu sehen ist. Die Subsistenzwirtschaft befindet sich hier noch in gesunden Strukturen.

Weitere Notizen

[1] Der Biointensive Gartenbau, wie er heute durch John Jeavons bekannt ist, hat eine interessante und komplexe Geschichte. Jeavons entwickelte die Methode in den 1970er Jahren weiter, indem er sich von Alan Chadwick inspirieren ließ, einem britischen Gärtner und Lehrer, der die French Intensive Methode in die USA brachte. Chadwick lehrte diese Technik erstmals an der University of California in Santa Cruz, wo er einen Garten mit einer ganzheitlichen und naturnahen Herangehensweise aufbaute, die sich stark an europäischen und asiatischen Traditionen orientierte.

Die French Intensive Methode stammt ursprünglich aus Frankreich und entstand im 19. Jahrhundert als ein ressourcenschonendes System, das auf dichten Pflanzungen, organischer Düngung und der optimalen Nutzung kleiner Flächen basiert. In den überfüllten Vororten von Paris wurden diese Methoden von sogenannten „Maraîchers“ (Gemüsegärtnern) angewandt, um mit begrenzten Ressourcen hohe Erträge zu erzielen. Diese Technik inspirierte Chadwick und bildete die Grundlage für seine Arbeit in den USA.

Ein oft übersehener Einfluss auf Chadwicks Arbeit kam jedoch von chinesischen Einwanderern in Kalifornien. Seit dem 19. Jahrhundert brachten chinesische Siedler eigene Gartenbaupraktiken mit, die viele Ähnlichkeiten mit der French Intensive Methode aufwiesen. Traditionell nutzten chinesische Gärtner kleinräumige Flächen intensiv und setzten auf natürliche Kompostierung, Fruchtwechsel und Mischkulturen, um die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten. Diese Methoden wurden in China seit Jahrhunderten praktiziert und halfen, eine hohe Ertragsleistung auf kleinen Flächen zu erzielen – eine Strategie, die perfekt zu Chadwicks Vision passte. Er übernahm Elemente wie die organische Düngung, die Einbindung von Kompost und die Maximierung des Anbaupotentials, um natürliche Ressourcen zu schonen.

John Jeavons führte diese Traditionen weiter und verfeinerte sie zu dem, was heute als Biointensive Methode bekannt ist. Er integrierte wissenschaftliche Erkenntnisse, um die Bodengesundheit zu fördern, und entwickelte ein Modell, das nicht nur zur Selbstversorgung auf kleinen Flächen dient, sondern auch zur langfristigen Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit beiträgt. Seine Methode basiert auf den Prinzipien von Tiefenlockerung des Bodens, dichten Pflanzungen, organischer Düngung und Mischkultur.