Institutionalisierung des Christentums in der Antike


Kirche
Spanien: San Juan de Baños, früher Kirchenbau der Westgoten, am 3. Januar 661 Johannes dem Täufer geweiht.

Für den von mir am 25. Dezember 2024 verfassten Blog-Artikel (auf inhortas.de) zum Thema "Der römische Sol Invictus-Feiertag und die Transformation einer Staatsreligion" ist der Weg zur Institutionalisierung der christlichen Kirchen thematisch angerissen worden. Hier habe ich

Die Institutionalisierung der christlichen Kirchen begann schrittweise und lässt sich grob in drei Phasen einteilen, die je nach Perspektive unterschiedlich gewichtet werden können:


1. Frühe Strukturen (1.–3. Jahrhundert)

  • Hauskirchen und lokale Gemeindestrukturen:
    • In der Frühzeit (ca. 1.–3. Jahrhundert) war das Christentum dezentral organisiert. Gemeinden trafen sich in privaten Häusern (Hauskirchen), und die Leitung lag bei Ältesten oder Bischöfen, die lokale Autorität hatten.
    • Diese Phase war durch Verfolgung geprägt, was eine größere organisatorische Struktur erschwerte.
  • Erste kirchliche Hierarchien:
    • Ab dem 2. Jahrhundert entwickelten sich regionale Hierarchien, bei denen die Bischöfe (z. B. in Rom, Antiochia oder Alexandria) eine übergeordnete Rolle einnahmen.

2. Konstantinische Wende (4. Jahrhundert)

  • Erhebung des Christentums zur privilegierten Religion:
    • Mit der Mailänder Vereinbarung 313 n. Chr. (Religionsfreiheit unter Kaiser Konstantin) änderte sich die Lage grundlegend. Das Christentum wurde gefördert und erhielt Zugang zu Ressourcen des römischen Staates.
    • Die erste große Institutionalisierung fand mit dem Ersten Konzil von Nicäa (325) statt. Es schuf eine Grundlage für die dogmatische Einheit und etablierte das Prinzip der Bischofsversammlungen zur Klärung theologischer Fragen.
  • Einfluss der Kaiser:
    • Konstantin und seine Nachfolger griffen zunehmend in kirchliche Angelegenheiten ein und unterstützten den Aufbau zentraler Kirchenstrukturen.

3. Vollständige Institutionalisierung (4.–6. Jahrhundert)

  • Das Christentum als Staatsreligion:
    • 380 n. Chr. wurde das Christentum durch das Edikt von Thessaloniki (unter Kaiser Theodosius I.) zur Staatsreligion des Römischen Reiches.
    • Dies führte zu einer systematischen Integration der Kirche in die staatlichen Strukturen, mit festgelegten Ämtern und einer Hierarchie (Papst, Patriarchen, Bischöfe).
  • Kanonisierung und Organisation:
    • Zwischen dem 4. und 6. Jahrhundert wurden kirchliche Gesetze (Kanonisches Recht) entwickelt, Synoden und Konzilien institutionalisiert und Bischöfe als regionale Verwalter etabliert.
  • Rolle des Papsttums:
    • Der Bischof von Rom (Papst) gewann schrittweise an Bedeutung, insbesondere nach dem Zerfall des Weströmischen Reiches (476).

Zwischenfazit

Oben finden wir die gängige Lehrmeinung. Allerdings handelt es sich dabei um den Zweig des Christentum, der sich auf die Lehre der Apostel bezieht. Interessant wäre nachzugehen, was aus den frühen Anhängern wurde, die direkt von Jesus "missioniert" wurden.

Tatsächlich gab es auch diesen Zweig, die sich auf die direkte Missionierung und Lehren Jesu Christus konzentrierten, obwohl die historischen Quellen oft begrenzt oder durch spätere Interpretationen verfägt sind. Hier sind einige recherchierte Beispiele:

Judenchristliche Gruppen

Diese Gruppen, wie die sogenannte "Jerusalemer Urgemeinde" unter der Leitung von Jakobus, dem Bruder Jesu, legten starken Wert auf die Lehren Jesu im jüdischen Kontext. Sie betonten Jesu Worte und Taten und sahen sich selbst als direkte Fortsetzung der von Jesus begonnenen Bewegung. Obwohl sie die Apostel respektierten, insbesondere Jakobus, war ihre Fokussierung mehr auf Jesu direkte Lehren und die Erwartung seines baldigen Wiederkommens gerichtet.

Ebioniten

Die Ebioniten, eine frühe christliche Gruppe, die hauptsächlich aus jüdisch-christlichen Kreisen bestand, betonten die Bedeutung von Jesu Lehren und die Notwendigkeit des jüdischen Gesetzes. Sie sahen Jesus als einen Propheten oder Lehrer im jüdischen Sinn, dessen Missionierung die Nacheiferung seiner Lebensführung und Lehren beinhaltete. Sie verwendeten möglicherweise eher Jesu Worte aus den Evangelien als die Briefe der Apostel.

Elkesaiten

Diese Gruppe, die im 2. Jahrhundert entstanden ist, kombinierte Elemente des Judenchristentums mit anderen religiösen Einflüssen. Obwohl sie nicht rein auf die Missionierung Jesu fokussierten, legten sie großen Wert auf die prophetischen und heilenden Aspekte von Jesu Wirken, was ihre Praxis und ihre Mission stark prägte.

Naziräer

Eine weitere judenchristliche Sekte, die Jesu direkte Lehren in einem jüdischen Rahmen weiterführte. Sie betonten das Judentum Jesu und legten Wert auf seine Lehren und die Praxis der Reinheit.

Diese Gruppierungen wurden oft als "ketzerisch" oder "häretisch" von der sich entwickelnden römischen  Kirche betrachtet wurden, was dazu führte, dass ihre Schriften und Praktiken nicht in den Kanon der christlichen Bibel aufgenommen wurden. 

Die Quellen über diese Gruppen stammen häufig von ihren Gegnern wie Eusebius von Caesarea oder Irenäus von Lyon, die eine negative oder verzerrende Perspektive bieten könnten.

Literatur und Quellen-Sammlung

(vorerst meine sporadisch notierten Quellen)
  • GEMEINHARDT, Peter. Geschichte des Christentums in der Spätantike. 2022.
    https://www.torrossa.com/it/resources/an/5245031
  • Die Alamannen und das Christentum
    https://www.archaeologie-online.de/artikel/2001/thema-alamannen/die-alamannen-und-das-christentum/
Der weitere Wandel:
KREUZHOF, Rainer; Wirtschaft, Moral und christliche Lebenspraxis Eine Herausforderung der postsäkularen Gesellschaft, 2007
Hier auch: "Dienstleistungsbetrieb auf dem Markt der Sinnangebote." Auszug

  • https://de.wikipedia.org/wiki/Au%C3%9Ferchristliche_antike_Quellen_zu_Jesus_von_Nazaret
  • https://en.wikipedia.org/wiki/Sources_for_the_historicity_of_Jesus