Durchschnittsrente in Deutschland. Wirklich nur 1.000 Euro pro Monat oder weniger?

verarmte Rentnerin
Reiches Deutschland? [1]

Das bisher gesagte zum Thema Rentensystem in Deutschland und den USA

Zählpixel Heute komme ich noch einmal kurz auf das Thema Altersversorgung, Ruhestand und Rente zurück, über das ich im vorletzten Blog-Artikel (3.8.2024) schrieb und dabei die Rentensysteme der USA mit denen Deutschlands verglich. Genauer gesagt, stellte ich mein Arbeitspapier (PDF) mit dem Titel "Das Rentensystem der USA. Ein Vorbild für Deutschland? Vergleich und Analyse." vom 4.10.2023, welches hier oder hier abgerufen werden kann.

2019: Durchschnittlich 945 Euro für deutsche Rentner. Kann das stimmen?

In diesem Arbeitspapier (2023), welches ich mir für die Ausarbeitung des Blog-Artikels noch einmal durchgelesen habe, stieß ich auf eine Passage mit statistischen Zahlen der staatlichen Renteneinkünfte in den USA und Deutschland, auf die ich hier noch einmal eingehen möchte.
Gestern dachte ich noch daran, sie irgendwie zu korrigieren, da sie beim Lesen ohne tiefere Reflexion unkorrekt erscheint. Damit meine ich die in der Ausarbeitung erwähnten 945 Euro statistische Rente (in 2019) pro deutschen Rentner und dazu die 1.322 EUR (1.468 USD) der Amerikaner.
Ich lasse es aber doch besser so, wie ich es vor einem Jahr niederschrieb, und gehe heute noch einmal näher darauf ein.

Zitat aus meinem Arbeitspapier (4.10.2023)

Hier ist zunächst der Textauszug auf Seit 6 unten, um den es geht:

Renteneintrittsalter und durchschnittliche staatliche Rente in den USA

"Das derzeitige übliche Renteneintrittsalter in den USA liegt bei 67, doch gibt es die Möglichkeit, den Renteneintritt auf bis zu fünf Jahre (mit 5–6% Abschlägen pro Jahr) vorzuziehen. Es besteht aber auch die Möglichkeit, länger zu arbeiten mit der Option, die Rentenzahlung hinauszuzögern. Für jeden Monat, den man dann über das reguläre Renteneintrittsalter hinaus tätig ist und keine Rentenzahlungen in Anspruch nimmt, erhöht sich in der Regel die monatliche Rente.
Die durchschnittlichen staatlichen Altersbezüge betrugen im Jahre 2019 in den USA 1.468 USD. Das entspricht etwa 1.322 EUR."

Vergleich zu Deutschland

"Zum Vergleich: In Deutschland lag 2019 die durchschnittliche Altersrente bei 945 Euro, bei einem durchschnittlichen Renteneintrittsalter von 64 Jahren.
Die aufgeführten Zahlen zeigen, dass grob gesehen, was die staatliche Rente betrifft, in den USA und Deutschland ähnliche Verhältnisse bestehen, nur ist das hiesige System derzeit noch unflexibler."

Rentnerin auf der Veranda
In Deutschland kaum bekannt: Auch in den USA gibt es eine staatliche Rente.

Die Erläuterung dazu

Es ist tatsächlich so, dass ich in diesem Arbeitspapier die verwendeten Zahlen nur grob aufgearbeitet habe – dafür ist es auch ein Arbeitspapier. Der Grund dafür: Direkte, genaue Vergleiche sind gar nicht möglich. Und so kann jeder, den dieses Thema interessiert, die Sache tiefergehend verfolgen. Letztlich ist es Zeitverschwendung bei solchen Vergleichen, durchschnittliche Werte für Renten auf dreißig, vierzig oder fünfzig Euro genau ausrechnen zu wollen, weil die Berechnungsgrundlagen zu verschieden sind.

Die unvergleichlichen Arten der Renten z.B. in Deutschland

Allein in Deutschland gibt es mindestens folgende acht verschieden Arten der Altersrente, die zudem noch vom persönlichen Versicherungsverlauf abhängig sind und davon abhängen, ob sie Mann oder Frau zuzuordnen sind:
  1. Regelaltersrente [2]
  2. Altersrente für langjährig Versicherte
  3. Altersrente für besonders langjährig Versicherte
  4. Altersrente für langjährig unter Tage beschäftigte Bergleute
  5. Altersrente wegen Arbeitslosigkeit
  6. Altersrente nach Altersteilzeitarbeit für Personen, die die vor 1952 geboren wurden
  7. die Altersrente für schwer-behinderte Menschen
  8. Altersrente für Frauen, die vor 1952 geboren wurden
Hier hat beispielsweise (bezogen auf 2019) der langjährig versicherte Mann eine Nettorente von durchschnittlich 1.396 EUR und entsprechend die Frau 818 EUR an monatlichen staatlichen Rentenbezügen. Der Durchschnitt der Renten beider Geschlechter beträgt 1.107 EUR.

Welche Werte sind in Deutschland statistisch besonders relevant?

Nun gibt es aber in Deutschland anteilig sehr viele Ruheständler, welche nur die Regelaltersrente erhalten und das sind bei Männern durchschnittlich 870 EUR und bei Frauen 543 EUR pro Monat, womit die Statistik ordentlich nach unten gedrückt wird. Im Übrigen sind die Zahlen für die “Neurentner” noch einmal dramatisch niedriger [2].
So finden sich auch in den verschiedenen Publikationen über deutsche Renten-Statistiken (bezogen auf 2019) sehr unterschiedliche Zahlen. Ich habe repräsentativ eine mit 945 Euro Rente pro Monat gewählt:

Die Vergleichszahl für die USA – die dem gesagten zufolge natürlich nur ansatzweise einem Vergleich dienen können – habe ich einer Publikation der Wissenschaftliche Dienste des Deutschen Bundestags entnommen [3].

Ergänzender Vergleich: Rentenhöhe in den USA und Deutschland (im Jahr 2019)

Diesen 1.322 EUR (1.468 USD), die den 67jährigen Rentnern in den USA ausgezahlt werden, müssen wir allerdings noch gut 20% abziehen, was dann deren Auszahlung mit 64 Jahren entsprechen würde. Damit wären die sehr verschiedenen, üblichen Renteneintrittsalter (USA/BRD) nivelliert. Der Amerikaner hätte dann im Verglich zu uns 1.174 USD pro Monat und der Deutsche durchschnittlich 945 Euro, bzw. wenn er langjährig versichert war = 1.107 EUR (siehe oben).

Fazit

Man kann das Blatt drehen und wenden, wie man will. Für den durchschnittlichen Bundesbürger sind diese Zahlen dramatisch, wenn nicht desaströs [4]. Der US-Amerikaner kann ein Ähnliches wenigstens durch die einfach gestaltete Privatrente (siehe Arbeitspapier) kompensieren. Oder er geht nebenher auf einfache Art und Weise (einige Stunden in der Woche) einer selbständigen Tätigkeit nach.
Der Deutsche wird es “im echten Leben” definitiv nicht können. Er würde beim "Riestern" vermutlich zu 38 Prozent den Riester-Anbieter bezuschussen und weniger seine eigene Rente. Was die Selbständigkeit betrifft, erläge er möglicherweise dem Kontrollwahn des deutschen Gesetzgebers und seiner Behörden → allein bei den buchhalterischen Aufgaben oder der einzuhaltenden rechtlichen Konformität seiner Tätigkeit.

Es bleibt ihm, beim Blick auf diese Dinge, nur darauf zu hoffen, dass sich bei ihm bis dahin eine gewisse kognitive Dissonanz einstellt, damit er bis dahin sein Leben unbefangen genießen kann. Ich beende dieses Resümee tatsächlich mit bissiger Satire, weil es gar nicht anders geht, doch möchte ich zu guter Letzt doch noch einen positiven Lösungsansatz anbieten:

Der Selbstversorgergarten, mögliche Ergänzung zum Einkommen

Aus den besagten, oben genannten Gründen, mache ich immer wieder darauf aufmerksam, dass derjenige, der es kann, bei Renteneintritt einen kleinen Selbstversorger Garten unterhalten sollte. Damit dieser jedoch auch nennbar rentable Erträge liefert, braucht es mindestens drei oder vier Jahre Vorlaufzeit um den nötigen grünen Daumen zu bekommen ... und eine prinzipiell andere Lebensphilosophie, als sie der "Durchschnitt" hat. Denk darüber nach...

Selbstversorger
Ein mögliche Alternative zur Altersarmut: Rentner und Selbstversorger.

Quellen und Hinweise

[1] Siehe beispielsweise:
BOCKHÖFER, Henri; "Viel weniger Vermögen im EU-Vergleich: So arm sind die Deutschen"; bild.de 11.1.2024
[2] Bei all den deprimierenden Zahlen könnten wir natürlich noch die staatlichen sozialen Zuschüsse heranziehen, welche geringe Renteneinkünfte aufbessern würden. Ich will sie hier nur kurz verlinken. Dabei ist die Aktualität unbedingt zu beachten. Derzeit erhalten Bedürftige unter bestimmten Konstellationen z.B. relativ viel Wohngeld:
[3] Gesetzliche Rentenversicherung in den USA; Old-Age, Survivors, and Disability Insurance (OASDI); Wissenschaftliche Dienste, Deutscher Bundestag; Aktenzeichen: WD 6 – 3000 – 013/20; Abschluss der Arbeit: 12. März 2020; Fachbereich: WD 6: Arbeit und Soziales https://www.bundestag.de/resource/blob/691758/b50fcba8c35378a8b530209f41cf49df/WD-6-013-20-pdf-data.pdf

[4] Ähnlich ist meine etwas provokative Behauptung in der Fußnote Nr. 25 auf Seite 7 meines Arbeitspapiers, in dem steht: “Was die Verhältnismäßigkeit von Unterschieden betrifft, ist die Rentenhöhe in der BRD und den USA im Vergleich z.B zu Österreich (Ca. 1000 € mehr Rente) ähnlich: Hans-Böckler-Stiftung, RENTEN IN DEUTSCHLAND UND ÖSTERREICH, 12/21, S. 5 https://www.wsi.de/fpdf/HBS-008211/p_wsi_pb_64_2021.pdf
In der Quelle der Hans-Böckler-Stiftung finden wir allerdings Zahlen der Renten und der Eigenpensionen (2019, brutto) von Deutschen (männlich) 1.203 EUR und Österreich (männlich) 2.063 EUR. Rechnen wir die Sozialabgaben in Deutschland ab (ca. 11%) und die der Ösis (ca. 5%), so beträgt der Unterschied in diesem Falle tatsächlich nur ca. 900 EUR pro Monat und nicht 1.000 EUR. Rein auf die staatliche Altersrente bezogen sind es wohl nur um die 500 EUR. Doch ändert dies nichts Grundlegendes am signifikanten Unterschied, der hier vorliegt. Zudem halte ich es für zulässig, in einer Fußnote etwas zu übertreiben, um bei den Nachdenkern in Sachen Ruhestands-Versorgung die Lust am Widerspruch zu wecken … und damit das Thema vorwärts zu bringen 😎

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