September: Efeu blüht. Die Imker freuen sich.

Das kühle Frühjahr 2024 nach kalten Wintern 2022/2023/2024

Zwerg-Brahma bei 20 Grad Kälte


Bild: Zwerg-Brahma bei 20 Grad Kälte im Dezember! 2022 (zweite Monatsdekade, Sachsen)

Das Paralleluniversum eines Gärtners:

Zählpixel Manchmal glaube ich in einem Paralleluniversum zu leben. Die Medien schreiben von den wärmsten Wintern und von den wärmsten Februar- und März-Monaten seit 1881 [1,2] und ich als Gärtner merke nichts davon. Ganz im Gegenteil. Ich richte mich zumindest auf immer kältere Winter ein – genauer gesagt auf kältere gärtnerische Winter.

Nach meinen Beobachtungen dauern die kalten Winter-Wochen nämlich immer länger an und so verschiebt sich zum Beispiel bei uns das Legen der Frühkartoffeln immer mehr vom März auf den April. Nach meinen Beobachtungen werden auch die Novemberwochen zeitiger winterlich kalt. Das war 2022 und 2023 der Fall, wobei ich den Winter hier nach gärtnerischen Maßstäben festlege:

Den gärtnerischen Winter definiere ich mit durchschnittlichen Tagestemperaturen unter 9°C, also von 8°C abwärts. Dazu zähle ich dann noch die Kälteperioden in denen es nachts weit unter –10°C kalt wird. Im Winter 2023/2024 hatten wir hier bei (uns nahe bei Dresden, einer relativ wintermilden Gegend) drei solcher Kältewochen. Zwei mal mit Schnee und einmal mit Barfrost, wodurch wir auch einige Kälteschäden z.B. beim Wintersalat (Überwinterungs-Salat) und bei den Artischocken zu verzeichnen hatten. Von den Schäden durch Spätfröste (letztes und dieses Jahr) an Aprikosen und Pfirsichen ganz zu schweigen.
 

Für die Hühner war es kalt

Ob wir tendenziell kältere Gärtner-Winter bekommen haben oder nicht, konnte ich auch an der Hühnerhaltung beobachten. Hier müssen wir immer öfter und mehr im Stall heizen (es wird eine Petroleumlampe reingehängt). Ich erinnere mich auch, dass im November 2022 unsere Hühnchen draußen bei –7°C zitterten (ein ungewöhnlich kalter November!) und im Dezember 2022 bei gut –22°C (Bild oben). Ich hatte damals mit einem Infrarot-Thermometer (Pyrometer) gemessen. Das Problem bei den Hühnern ist ja vor allem die Temperatur direkt am Boden – die Tierchen sind nun mal nur 30 Zentimeter hoch. Da konnte morgens allgemein durchaus –17°C Lufttemperatur verkündet worden sein (für den Wetterbericht wird 2m über Boden gemessen), doch direkt am Boden sind dann doch nur –22°C.
Und: Zum Sonnenaufgang ist es bekanntlich am kältesten und in den Stunden kurz danach, in denen die Hühner morgens nach draußen streben, war es im Dezember 2022 weit unter -20°C kalt!
Allerdings: Kälte macht Hühnern wenig aus, wenn sie sich im Stall zwischendurch aufwärmen können und wenn sie kurze Kämme haben, wie etwa meine Zwerg-Brahma. Die weißen Lohmann-Silver-Hennen (sie stammen von “Italienern” ab) leiden da schon mehr, da sie große rote Kämme besitzen und auch so die Kälte nicht besonders gut vertragen. Das heißt bei uns konkret, dass wir seit letztem Jahr die Hühnerrassen auf Klima-Abkühlung umstellen. Das ist kein Scherz und keine Satire.

Die Medien berichteten 

Ich weiß auch noch nicht, was ich davon halten soll, wenn man auf Spektrum.de Ende 2023 die Überschrift las [1]:

"2023 sehr wahrscheinlich wärmstes Jahr seit Aufzeichnungsbeginn"

Und weiter:

"Der Klimawandel sorgt für einen weiteren Rekordmonat: Der Oktober 2023 war der wärmste [weltweit?] seit Messbeginn. Auch das gesamte Jahr wird recht sicher bisherige Höchstwerte übersteigen."

Nun ja, der sehr kalte November und Dezember 2023 wird die Statistik – zumindest bei uns – wieder zurechtgerückt haben. Allerdings muss ich resümierend feststellen, dass es hier bei uns im Raum Dresden, abgesehen vom trockenen Winter/Frühjahr, einen Sommer wie 2023 schon lange nicht mehr als angenehmen "Gärtner-Sommer" gab. Die Temperaturen waren für unsere Verhältnisse selten zu heiß und es gab regelmäßige Niederschläge. So konnte ich beispielsweise Anfang Juli problemlos Erdbeer-Senker verpflanzen, was in den letzten Sommern zuvor durch Hitze und Trockenheit oft sehr schwierig war.

März 2024

Und nun noch mal zum diesjährigen Monat März 2024. Der war bis zum 27.3. immerhin so kühl, dass ich noch keine Frühkartoffeln pflanzen konnte. Mit den Osterfeiertagen 2024 schloss sich dann ein Wetterphänomen mit Saharastaub-Episode an (bedingt durch das derzeitige El Niño Wetterphänomen?), welches tatsächlich sommerliche Temperaturen bescherte. Allerdings wird dieses Wetterphänomen wohn schon wieder zu Monatsmitte auf Normalität umschlagen. Allerdings soll es nach heutigen Wetterprognosen nicht “normal” werden, sondern für die Jahreszeit ab 15. April zu kalt. Tag 10°C und nachts 6°C. Frost kann es auch mal geben, was wiederum nicht unnormal wäre.
[TJ.20.5]

Nachtrag vom 23. April 2024

Seit dem 15. April ist es bei uns wieder winterlich. Gestern zum 22. April hatten nur in Wärmespitzen +8°C, sonst im Schnitt 6°C am Tag. In der Nacht vom 22. zum 23. April 2024 gab es Nachtfrost bis -5°C (hab ich selber gemessen). Im Erzgebirge wurde in ungünstigen Lagen unter -10°C gemessen.
Ab Freitag, den 26. April 2024 soll es dann der Frühling wieder Einzug halten und die Eisheiligen werden hoffentlich wegfallen (weil hinter uns gelassen).

Noch eine kurze Quellen-Studie

[1] SCHLOTT, Karin; 2023 sehr wahrscheinlich wärmstes Jahr seit Aufzeichnungsbeginn; 8. Nov. 2023; web.archive.org: spektrum.de/news/2023-sehr-wahrscheinlich...
(In diesem Artikel findet sich auch der Hinweis der Autorin SCHLOTT, dass das Jahr 2023 "sehr wahrscheinlich" das wärmste seit 125.000 Jahren sein solle. Dabei verweist sie auf folgende Quelle:

ANONYM; Copernicus: October 2023 - Exceptional temperature anomalies; 2023 virtually certain to be warmest year on record; climate.copernicus.eu, Bonn 8.11.2023 web.archive.org: climate.copernicus.eu/copernicus-october-2023-exceptional...

Allerdings findet sich auf dieser Seite nichts zu den besagten 120.000 Jahren. Da hat die Autorin vermutlich einen Fehler gemacht. Merkwürdigerweise meldeten etliche Qualitätsmedien, z.B. die tageschau.de in jenen Tagen (ohne Quellenangabe) immer wieder das merkwürdige Zitat der stellvertretenden C3S-Direktorin Samantha Burgess:

"Wenn wir unsere Daten mit denen des IPCC kombinieren, können wir sagen, dass dies das wärmste Jahr der vergangenen 125.000 Jahre ist."

Allerdings findet sich dieses Zitat nicht in der oben genannten Quelle (climate.copernicus.eu), auf welche man sich gleichzeitig (missverständlich) beruft. Dort finden wir das originale Zitat (?) von Samantha Burgess, wie folgt:

"Wir können mit ziemlicher Sicherheit* sagen, dass 2023 das wärmste Jahr sein wird."

*Es denke bitte jeder was er will und recherchieren weiter, was er will. Ich jedenfalls verschwende meine Zeit nicht mehr mit den sogenannten Qualitätsmedien. Welches Wetter wir haben, bemerken wir, wenn wir täglich draußen arbeiten. Ich mache das sommers, wie winters seit 1980 und merke seither eher wenig von einem Klimawandel.

[2] ANONYM; 18. Monat in Folge ist zu warm; spiegel.de 3.4.2024; web.archive.org: spiegel.de/wissenschaft/natur/klimakrise...

 

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