Symbolbild
Hier auf dem Blog habe ich am 11. Mai diesen Jahres das Thema “Der Häusler” ausgemacht. Die Überschrift war: "Der Häusler und freie Tagelöhner. Recherchen und historische Definition von 1896."
Es folgte daraufhin ein zweiter Beitrag am 16. Mai mit dem Betrachtungsgegenstand “Der Häusler und die Rentenproblematik”. Und nun habe ich zum gleichen Selbstversorger-Thema eine eigene Recherche vom 8.2.2021 entdeckt, wo ich im Zusammenhang mit dem sogenannten Waldgarten einen tropischen Selbstversorgergarten der heutigen Maya der 1990er Jahre beschrieben habe (hier: derkleinegarten.de). Ich greife dieses Thema nun noch einmal kurz auf, um diese Häusler-Geschichten zu komplettieren.
Selbstversorger in Chiapas
Da wir hier im Blog bereits schon einmal das Thema des tropischen Landbaus kurz angerissen haben und, wie gesagt, auch das der deutschen Häusler, wird es interessant sein, diese tropischen Selbstversorger-Gärten ins Visier zu nehmen und mit den unsrigen zu vergleichen. Der Grund hierfür ist, dass die Menschen dort im Tiefland des mexikanischen Bundesstaates Chiapas doch sehr ähnlich den mitteleuropäischen Häuslern lebten. Diese Mexikaner waren (und sind es vermutlich auch heute noch), fast vollständige Eigenversorger und freie Tagelöhner (also selbständige Landwirtschafts-Arbeiter).
2.200 Quadratmeter-Parzellen
Ihr Besitztum umfasst im dörflichen Umfeld etwa 2.200 Quadratmeter, wobei die Parzellen meist einen quadratischen Grundriss besitzen (dazu gab es laut Publikation eine Studie). Wegen der freilaufenden Tiere (Hühner usw.) sind die Hausgrundstücke komplett umzäunt.
Haus und Hof
Man bewohnt als Familie ein kleines Haus und davor einen Hofraum, neben dem sich eine Gartendusche im Freien befindet. Ansonsten wird der Hofraum für den täglichen Aufenthalt, für die Verrichtung verschiedener Hausarbeiten und das Aufhängen von Wäsche genutzt. Solch ein kleiner Arbeitshof war auch bei uns nicht selten, also eine Art Arbeitsplatz im Freien, manchmal auch mit Sommerküche ergänzt.
Garten
Am Weg zum Haus gibt es bei den Indios Blumen und Zierpflanzen, also auch ein Stück Ziergarten. Dazu hat man einen nicht zu kleinen Gartenteil, der frei von Bäumen ist. Hier wird das lichtbedürftige Gemüse angebaut. Wegen der im Grundstück frei laufenden Haustiere (Hühner, Enten, Puten, Schweine) ist dieser Nutzgarten nochmals separat eingezäunt. Auch die Kräuter wachsen hier. (Solche separaten Einzäunungen des Gemüsegartens waren auch bei uns aus gleichen Gründen üblich!)
Das mit den verschiedensten Bäumen bestandene Areal des Grundstücks nimmt zwischen 50 und 75 Prozent der Gesamtfläche ein. Hier gedeihen Fruchtbäume. Typische Obstgehölze sind Zitrus- und Orangenbäume, Annone (Annona sp.), Avocado (Persea americana), Guave (Psidium guajava), Kokospalme (Cocos nucifera) und Mango (Mangifera indica).
Das Schwein oder die Schweine, die man hält, haben faktisch eine Sparschwein-Funktion. Wird zum Leben kurzfristig Geld benötigt, wird dafür das Schwein verkauft. Zumindest war es in den 90er Jahren noch so.
Etwa ein Zehntel des Grundstücks ist eine Art Waldgarten und ist mit Sekundärvegetation bewachsen. Das Holz, das hier wächst, wird als Bau- oder Brennholz verwendet (so wie ich es mache). Im Wald-Garteneck befindet sich auch die Toilette, was die natürlichen Nährstoffe (des Klimas wegen) ziemlich rasch wieder im Naturkreislauf bindet.
Wegen der tropischen Verhältnisse und dem hohen gärtnerischen Wissen, welches man bei diesen Indigenen vorgefunden hat, können wir davon ausgehen, dass dort auf den 2.200 Quadratmetern Häuser-Areal etliches mehr produziert werden kann, als in unseren Breiten. Abgesehen von diesem Vorteil und den nicht nötigen Heizkosten, scheint mir der Unterschied der klassischen Selbstversorger zu den unsrigen am Ende gar nicht so groß zu sein.
Wird es auch bei uns tropisch? Ja.
Bleibt noch zu erwähnen, dass jetzt in unseren Gärten ebenfalls langsam (dieses Jahr etwas verzögert!) drei tropische Monate beginnen. Das ist die Zeit der tropischen Gemüse, die bei uns nun aus ihrem Jugendstadium rasch herauswachsen und bald reichlich Früchte wachsen lassen. Es sind:
- Auberginen
- Gartenbohnen
- Gurken
- Tomaten, Paprika und Andenbeeren
- Yacon
- Zucchini und Kürbis
Frischer Kompost ist gut
Allen diesen Tropengemüsen ist gemein, dass sie gern auf humusreichem Boden stehen. Wenn wir wenig Komposterde im Garten zur Verfügung haben, dann sollten wir diese Arten bevorzugt versorgen. Besonders die Stangenbohnen, die jetzt eingesät werden, mögen Komposterde, die teils auch halb verrottet sein kann.
Tropisch heißt nicht heiß!
Was wir sonst noch über tropische Gemüse wissen sollten, ist, dass es Pflanzen sind, die eher einen ausgeglichenen warmen, aber nicht heißen und den ganzen Tag vollsonnigen Platz mögen. Daran wird oft nicht gedacht, da angenommen wird, dass es in den Tropen einfach nur heiß ist. Diese Ansprüche an den Standort sollten wir im Hinterkopf behalten, wenn wir diese Nutzpflanzengruppe anbauen.
Quellen und Ergänzungen
[1] Meyer-Renschhausen, Elisabeth "Die Wiederkehr der Gärten – Kleinlandwirtschaft im Zeitalter der Globalisierung"; Innsbruck 2000; darin auf Seite 179 das Kapitel "Hausgärten der Mayas im Tiefland von Chiapas" von den Autoren Brigitte Vogl-Lukasser und Christian Vogl. (wird derzeit verlegt)